vom Artikel der SMG Miesbach:
Bio und regional als Teil des Kindergartenkonzepts
Vorbildliche Verpflegung im Kindergarten Hundham
Bioregionale Lebensmittel in der Außer-Haus-Verpflegung haben es nicht immer einfach. Doch gerade das wird oft gewünscht und hat großes Potential. Auch in der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland gibt es schon seit Jahren Bestrebungen, mehr bioregionale Lebensmittel in Großküchen zu bringen. Einrichtungen, in denen die Mahlzeiten täglich frisch gekocht werden, sind hier oft Vorreiter
Ein exzellentes Beispiel dafür ist der Kindergarten WILDE WIESE in Hundham. Stephanie Stiller und Kathleen Ellmeier von der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland besuchten Vorstand Bernhard Padeller und Küchenleitung Margarete Stöger in Hundham und durften sich einen Einblick verschaffen.
Wie funktionierts?
Der Kindergarten ist als Verein organisiert. Vorstand Bernhard Padeller, selbst Vegetarier und leidenschaftlicher Freund von gutem, hochwertigem Essen prägt die Einrichtung. Gemeinsam mit Margarete Stöger weckt er in der Einrichtung das Bewußtsein für gutes Essen. Das gehört für beide zu einer wichtigen Aufgabe einer Kindereinrichtung. Bernhard Padeller: „Daß es in Hundham funktioniert, dafür sind zwei Faktoren verantwortlich: · eine Küche, in der man tatsächlich kochen kann · und eine Küchenleitung, die mit viel fachlicher Kompetenz und Engagement die Idee täglich umsetzt“. Beides ist in Hundham vorhanden. Die Küche wurde vom ehemaligen Caritas-Haus übernommen und das gesamte Gebäude ist nun in der Hand der Gemeinde Fischbachau. Margarete Stöger leitet die Küche und wurde durch ihre hauswirtschaftliche Ausbildung, aber auch durch ihre lange Zeit am Jugendhaus Berghof geprägt. Täglich gibt es im Hundhamer Kindergarten bis zu 60 Essen. Von der hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin immer frisch gekocht. Es wird versucht, Essenreste zu vermeiden. Die Küche muss nicht zwingend kostendeckend arbeiten, das ist Teil des Gesamtkonzepts. Der Preis vom Essen liegt pro Gericht zwischen 2,70 und 3,50 €. Aber der Preis spielt eine nicht ganz so große Rolle. Wichtig ist die Vollwertigkeit des Essens, die Bioqualität und die regionalen Lieferanten.
Woher kommen die Zutaten?
Ein großer Teil bio, und der Rest wenn möglich aus der Region. Es gibt Fleisch nur einmal in 14 Tagen. Dabei legt Stöger großen Wert darauf, Biofleisch anzubieten oder es beim regionalen Metzger zu beziehen. Sie nennt in diesem Zusammenhang die Biometzgerei Juffinger aus dem benachbarten Thiersee und Metzger vor Ort. Grundnahrungsmittel wie Zucker, Salz oder Nudeln werden vom Biogroßhändler Epos bezogen. Molkereiprodukte kommen vom Milchproduktenhandel Oberland und vieles auch vom örtlichen EDEKA. Der Einkauf in der Region ist für Margret Stöger eine Selbstverständlichkeit. Und dass die Eier vom Bauernhof aus der Hundhamer Nachbarschaft stammen, ist eigentlich nicht erwähnenswert. Suppenbrühpulver macht sie selber. Das Gemüse kommt u.a. vom BioGut Wallenburg in Miesbach. Herausforderungen gibt es dabei schon. So muss der Käse der Naturkäserei Tegernsee beim Miesbacher Gastroservice vorbestellt werden. Das BioGut Wallenburg liefert ihr frisches Bio-Gemüse immer mittwochs, dann kann es in den Speiseplan nur donnerstags und freitags eingebaut werden. All diese Komponenten hat Stöger im Hinterkopf bei der täglichen Arbeit.
Ernährungsbildung gehört dazu
Esskultur wird gepflegt und man nimmt sich Zeit dafür. Das ist ein wichtiger Bestandteil der Prägung, die die Kinder hier erfahren. Es wird viel Wert auf Saisonalität und Regionalität gelegt. Aber nicht dogmatisch. Es gibt auch mal eine Ananas, damit die Kinder die Vielfalt schmecken. „Verführe die Kinder“ so die Devise. Ziel ist es, dass die Kinder daheim sagen: „Mama, das musst du auch kochen!“. Manchmal kennen Kinder einige Lebensmittel nicht. Durch häufiges, freiwilliges Probieren werden sie herangeführt. „Es muss nichts gegessen, aber alles probiert werden. So gelingt die Begeisterung für Linsen, Hirse, Rote Bete & Co“ so Stöger. Der direkte Kontakt mit den Kindern ist der Küchenleitung wichtig. Eine anonyme Essensausgabe kommt für sie nicht in Frage. Da geht zu viel verloren. Deswegen lehnt der Kindergarten auch alle Anfragen zur Lieferung an weitere Einrichtungen ab. Margarete Stöger ist beim Mittagessen immer dabei. Eigentlich als Aufsichtsperson, aber viel mehr als Vermittlerin. Begeisternd und ansprechend präsentiert sie ihre Schmankerl und sammelt dabei auch gleich Feedback ein.
Die Kinder erleben auch den Weg der Lebensmittel. So werden in den Beeten im Garten Kräuter angebaut und leisten so einen kleinen Beitrag zum Essen. Stöger bietet 2 mal im Jahr Kochkurse für die Eltern an. Damit es daheim beispielsweise auch die beliebte Linsenbolognese geben kann. Zudem gehört der Besuch des Wochenmarktes mit den Kindern vor der Haustüre dazu. Coronabedingt sind solche Aktionen derzeit aber lei-der nicht möglich. Das Team des Kindergartens setzt darüber hinaus auch in anderen Bereichen Nachhaltigkeit praxistauglich um. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert 60 % vom Strom. Das funktioniert gut, da mittags gekocht und zu diesem Zeitpunkt am meisten Strom erzeugt wird.
Ausblick und Wünsche für die Zukunft
„Ich wünsche mir Esskultur als Teil der Erziehung“ so Padeller. Ein Fach wie Ernährungslehre in allen Schulen fände das Team aus Hundham sehr wichtig. Damit das, was die Kinder hier mitbekommen auch weiterentwickelt wird. Der Kindergarten Hundham ist ein echter Leuchtturm im Bereich nachhaltiger Verpflegung. Der Einsatz von saisonalen Lebensmitteln aus der Region, überwiegend in Bio-Qualität ist hier selbstverständlich. In naher Zukunft soll auch wieder eine weitere Mitarbeiterin des Kindergartens Margarete Stöger unterstützen, um bei Bedarf einzuspringen. Die hohe Qualität des Essens ist bisher eher noch ein Geheimtipp. Vielleicht wird das gegebenenfalls mehr in den Fokus gerückt. Über Betriebe mit solch hohem Engagement freuen sich die Mitarbeiter der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland riesig. Sie haben Vorbildcharakter und bewährte Konzepte dürfen selbstverständlich nachgeahmt werden. Gern wird darüber Auskunft gegeben.
Mit freundlicher Genehmigung von Kathleen Ellmeier ÖKO Modellregion Miesbach